Working Capital Management – Controlling-Wiki (2023)

Das Working Capital Management (WCM) ist ein Instrument des strategischen Controllings, des Risikocontrollings sowie des Finanzcontrollings (Heesen & Moser, 2017, S. 5–6). Das WCM beinhaltet das Management des Umlaufvermögens und der kurzfristigen Verbindlichkeiten eines Betriebes (Sure, 2014, S. 12). Unter Working Capital wird das Nettoumlaufvermögen verstanden, also die Differenz zwischen dem Umlaufvermögen und den kurzfristigen Verbindlichkeiten (S. 2). Das Management hat das Ziel der Effizienzsteigerung, der Optimierung des gebundenen Kapitals und der Verbesserung der Finanzstruktur (Heesen & Moser, 2017, S. 6). Ein Liquiditätsengpass und die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit sollen minimiert werden. Um diese Ziele zu erreichen sollen Prozesse, Grössenordnungen der Posten, Konditionen und Zusammenhänge überdenkt, neu definiert und umgesetzt werden (S. 3).

Inhaltsverzeichnis

  • 1 Definition des Working Capitals
    • 1.1 Gross vs. Net Working Capital
    • 1.2 Mögliche Definitionen
  • 2 Kennzahlen
    • 2.1 Kapitalbindungsdauer
    • 2.2 Working Capital Ratio
  • 3 Strategische Ausrichtung
    • 3.1 Konservative Strategie
    • 3.2 Aggressive Strategie
  • 4 Working Capital als Wertgenerator
  • 5 Massnahmen des Working Capital Managements
    • 5.1 Forderungsmanagement
    • 5.2 Verbindlichkeitsmanagement
    • 5.3 Lagermanagement
  • 6 Kritische Würdigung
  • 7 Lern- und Praxismaterialien
  • 8 Quellen
    • 8.1 Literaturverzeichnis
  • 9 Autoren

Definition des Working Capitals

Gross vs. Net Working Capital

Abb. 1: Definitionen des Working Capitals (Lütolf et al., 2018, S. 560)

Zuerst müssen die Begriffe Bruttoumlaufvermögen (Gross Working Capital) und Nettoumlaufvermögen (Net Working Capital) klar voneinander abgegrenzt werden. Das Bruttoumlaufvermögen (also das Total des Umlaufvermögens) gibt Auskunft über die vorhandene Liquidität bzw. den Finanzierungsspielraum (Heesen & Moser, 2017, S. 7).

Eine engere bzw. konservativere Betrachtung bietet da schon das Nettoumlaufvermögen, welches die mögliche Verfügbarkeit vom Umlaufvermögen nach Abzug der kurzfristigen Verbindlichkeiten zeigt (Sure, 2014, S. 7). Deshalb wird diesem auch eine grössere Bedeutung zugemessen (Heesen & Moser, 2017, S. 7). Unter dem Working Capital versteht man deshalb normalerweise auch das Netto- und nicht das Bruttoumlaufvermögen (Sure, 2014, S. 7). So auch in den weiteren Ausführungen auf dieser Seite.

Mögliche Definitionen

Es gibt auch innerhalb der Begrifflichkeit des Nettoumlaufvermögens umfassendere und engere Definitionen, wobei deren Abgrenzungen teilweise auch etwas unscharf sein können. Nachfolgend in Abbildung 1 die Definition nach Lütolf et al. (2019), welche zum einen das Working Capital mit dem operativen Nettoumlaufvermögen gleichsetzt und dieses dann in eine umfassende, mittlere und enge Betrachtung unterteilt (S. 560).

(Video) Moneybagg Yo - Quickie (Official Music Video)

Kennzahlen

Kapitalbindungsdauer

Beim Working Capital handelt es sich um kurzfristige Investitionen zur Erfüllung der operativen Geschäftsprozesse (Wöhrmann et al., 2012, S. 84). Das Kapital ist dabei für eine bestimmte Zeitdauer gebunden. Diese Kapitalanbindungsdauer wird oft als Cash-to-Cash Cycle (C2C) bzw. Net Trade Cycle (NTC) bezeichnet. Die Kennzahl dient als Performance-Messung des WCM (Passardi & Rupp, 2016, S. 532).

Abb. 2: Kapitalbindungsdauer (Birrer et al., 2018, S. 58)

In Abbildung 2 sind die wichtigsten Kennzahlen des Working Capitals (enge Definition) ersichtlich. Der C2C errechnet sich demnach aus der Debitorenlaufzeit (DSO, Days Sales Outstanding), der Lagerdauer (DIO, Days Inventory Outstanding) und der Kreditorenlaufzeit (DPO, Days Payables Outstanding). Deren Höhen sind branchen- und länderabhängig, wobei sich vor allem beim DSO grosse Unterschiede zeigen. Eine Branche mit einem tiefen DSO ist beispielsweise der Detailhandel, während die Maschinen- und Elektroindustrie hohe Debitorenlaufzeiten aufweisen. Im Ländervergleich sind die Schweiz oder die USA mit einer durchschnittlichen Laufzeit von etwa 50 Tagen am schnellsten im Bezahlen der Rechnungen. In Ländern wie Italien, China oder Griechenland lässt man sich mit rund 90 Tagen vergleichsweise viel Zeit (Lütolf et al., 2019, S. 573–574). Die Berechnung kann sowohl auf Jahresbasis wie auch auf Basis von monatlichen oder quartalsweisen Beständen erfolgen. Bei Unternehmen mit grossen saisonalen Schwankungen kann eine Berechnung auf Jahresbasis der Aussagekraft schaden (S. 571). Für die Berechnung auf Monatsbasis werden in den folgenden Formeln Monatsgrössen statt Jahresgrössen eingesetzt und diese mit 30 statt 360 Tagen multipliziert.

DSO = [math]\displaystyle{ \frac{FLL}{Umsatz} }[/math] x 360

DIO = [math]\displaystyle{ \frac{Lagerbestand}{Umsatzkosten} }[/math] x 360

DPO = [math]\displaystyle{ \frac{VLL}{Umsatzkosten} }[/math] x 360

(VLL = Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, FLL = Forderungen aus Lieferungen und Leistungen)

Weiter können auch Debitorenumschlag (STR, Sales Turnover Ratio), Lagerumschlag (ITR, Inventory Turnover Ratio) und Kreditorenumschlag (PTR, Payables Turnover Ratio) errechnet werden. Eine Lagerdauer von 90 Tagen heisst beispielsweise, dass sich das Lager viermal im Jahr umschlägt (Lütolf et al., 2019, S. 569).

(Video) SPM - Wiggy Wiggy ft. Baby Beesh

STR = [math]\displaystyle{ \frac{360}{DSO} }[/math]

ITR = [math]\displaystyle{ \frac{360}{DIO} }[/math]

PTR = [math]\displaystyle{ \frac{360}{DPO} }[/math]

Working Capital Ratio

Ergänzend zur tagesgenauen Ermittlung des Kapitalbedarfs mit dem C2C ist für Unternehmen auch die Relation zwischen Working Capital und Umsatz zentral. Die Working Capital Ratio (WCR) stellt das Working Capital ins Verhältnis zum Umsatz. Bei steigendem Umsatz ist dabei eine möglichst konstante oder sogar sinkende Kennzahl anzustreben (Passardi & Rupp, 2016, S. 534). Die WCR erlaubt den Vergleich zwischen unterschiedlich grossen Unternehmen. Berücksichtigt werden müssen jedoch allfällige Unterschiede bei der Definition des Working Capitals oder beim Erhebungszeitpunkt (Lütolf et al., 2019, S. 574).

WCR = [math]\displaystyle{ \frac{WC}{Umsatz} }[/math]

Strategische Ausrichtung

Beim Working Capital Management (WCM) geht es kurz gesagt um den Trade-off zwischen der erwarteten Profitabilität und dem Risiko in einen Liquiditätsengpass zu geraten. Es gibt demnach zwei Hauptziele, welche im Rahmen des WCM verfolgt werden. Je nachdem welchem Ziel mehr Bedeutung zugemessen wird, wird eine konservative oder eine aggressive Strategie eingeschlagen. Als moderate Strategie wird ein Kompromiss zwischen den beiden Strategien bezeichnet (Sure, 2014, S. 18–20).

Konservative Strategie

Bei der konservativen Strategie geht es um die Liquiditätssicherung. Der Saldo des Working Capitals zeigt auf, ob die kurzfristige Liquidität per Stichtag gewährleistet ist (Passardi & Rupp, 2016, S. 532). Um das Risiko eines Liquiditätsengpasses zu reduzieren, wird dabei eine niedrige Profitabilität hingenommen (Sure, 2014, S. 19–20). Dies geht meist mit einem positivem Working Capital einher (Passardi & Rupp, 2016, S. 532). Das bedeutet, dass kurzfristige aktive Bilanzpositionen teilweise langfristig finanziert sind, was den gängigen Finanzierungsregeln entspricht (Wöhrmann et al., 2012, S. 84).

Aggressive Strategie

Bei der aggressiven Strategie geht es um die Liquiditätsfreisetzung. Der Saldo des Working Capitals stellt einen Teil des durch die operativen Geschäftsprozesse gebundenen Vermögens dar. Für dessen Finanzierung fallen Zinsaufwendungen an (Passardi & Rupp, 2016, S. 532). Um diesen Aufwand möglichst gering zu halten, wird ein hohes Liquiditätsrisiko zu Gunsten einer vergleichsweise hohen Profitabilität hingenommen (Sure, 2014, S. 20). Dies kann unter gewissen Umständen auch mit einem negativen Working Capital einher gehen (Passardi & Rupp, 2016, S. 532). Das bedeutet, dass langfristige aktive Bilanzpositionen teilweise kurzfristig finanziert sind, was den gängigen Finanzierungsregeln widerspricht. Dies stellt bei Unternehmen mit einem schnellen Warenumschlag, jedoch kein grösseres Problem dar. Die Waren müssen in diesem Fall schneller verkauft werden, als dass Lieferantenrechnungen bezahlt werden müssen (Wöhrmann et al., 2012, S. 84).

Working Capital als Wertgenerator

Traditionell wurde ein hohes Working Capital als eine positive Komponente in der Unternehmensführung betrachtet. Die moderne Sichtweise ist, dass es eine Bremse für die Financial Performance darstellt. Der Aspekt der Liquiditätssicherung wird in seiner Wichtigkeit zunehmend vom Aspekt der Liquiditätsfreisetzung verdrängt (Sagner, 2014, Kap. 1). Bei der Unternehmenssteuerung überwiegt regelmässig die aggressive Strategie. Das WCM ist deshalb darauf ausgerichtet, das nötige Working Capital für die betriebliche Leistungserstellung auf ein Minimum zu beschränken. Dies wird vor allem dadurch erreicht, dass die Kapitalanbindungsdauer möglichst reduziert wird (Passardi & Rupp, 2016, S. 532).

Abb. 3: RONOA und Working Capital (Lütolf et al., 2018, S. 565)

(Video) Calvin Harris & Alesso - Under Control (Official Video) ft. Hurts

Die Grundidee hinter der Implementierung eines Working Capital Managements (WCM) ist es, die im operativen Geschäft gebundenen finanziellen Mittel aktiv zu managen und dadurch, wenn möglich, finanzielle Mittel freizusetzen. Durch diese Freisetzung kann der Wert der Unternehmung gesteigert werden. Am besten erklärt werden, kann dieser Vorgang mithilfe der in Abbildung 3 aufgezeigten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Grössen (Lütolf et al., 2018, S. 564–566).

Durch ein aktives WCM kann, das in den Net Operating Assets (NOA) gebundene Vermögen reduziert werden. Dafür gibt es verschiedene Herangehensweisen. Eine Möglichkeit ist die Reduzierung der Anzahl Tage, die an Lagerhaltung benötigt werden. Da dadurch weniger Wert im Lager liegt, sinken die NOA. Ein anderer Ansatzpunkt ist die Verminderung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen oder eine Erhöhung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Dadurch sind weniger eigene Mittel gebunden und die NOA sinken. Wie der Abbildung 3 zu entnehmen ist, führen tiefere NOA, in Kombination mit einem konstanten Net Operating Profit after Taxes (NOPAT) zu einer höheren Rendite auf dem Kapital. Dadurch kann ein aktives WCM als Wertgenerator eingesetzt werden (Lütolf et al., 2018, S. 565).

Laut der jährlichen Working Capital Studie des Wirtschaftsprüfers PwC kann eine Optimierung des Working Capitals zur Freisetzung von finanziellen Mitteln führen, die rund 55 Prozent der bisherigen Investitionen ausmachen. Dies ist insofern spannend, als dass diese Mittel ohne grosse Einschränkungen und ohne Aufnahme zusätzlichen Kapitals zur Verfügung stehen (PwC, 2019, S. 2).

Massnahmen des Working Capital Managements

Wie im vorigen Kapitel erläutert, steht in der heutigen Betrachtung des WCM vor allem die Liquiditätsfreisetzung im Zentrum. Für eine Optimierung des Working Capitals (enge Definition) mit dem Ziel einer Rentabilitätssteigerung können Massnahmen in drei verschiedenen Bereichen ergriffen werden. Das WCM besteht aus den Bereichen Forderungsmanagement (Order to Cash), Lagermanagement (Forecast to Fulfill) und Verbindlichkeitenmanagement (Purchase to Pay) (Lütolf et al., 2019, S. 582). Diese sind in häufig in den Verantwortungsbereichen der Kreditabteilung, der Marketing-/Produktionsabteilung und der Einkaufsabteilung angesiedelt. Darüber hinaus benötigt ein effektives und effizientes WCM jedoch auch eine übergeordnete Management- und Kontrollfunktion. Diese Funktion soll eine gesamtunternehmerische Sichtweise sicherstellen und wird meist dem CFO zugeschrieben (Sure, 2014, S. 22–23).

Im Folgenden werden verschiedene Massnahmen aufgezählt, welche direkt oder indirekt die Kapitalanbindungsdauer reduzieren und damit zu einer Abnahme des Working Capitals führen. Diese Aufzählung soll jedoch nicht so verstanden werden, dass ein Unternehmen willkürlich einzelne dieser Massnahmen auswählen kann. Zielführend ist ein ganzheitliches WCM. Dabei muss ermittelt werden, in welchem Bereich der Grund für das überhöhte Working Capital liegt und dort zielgerichtet die Massnahmen angesetzt werden. Dieser Umstand zeigt die hohe Komplexität des WCM (Wöhrmann et al., 2012, S. 85).

Forderungsmanagement

Ein Kernprozess zur Verbesserung des Working Capitals ist das Forderungsmanagement , «Order-to-Cash» (Klepzig, 2014, S. 29). Wesentliche Elemente des aktiven Forderungsmanagements liegen in der Festlegung unternehmensweit gültiger Finanz- und Kreditrichtlinien, der Vereinfachung und Beschleunigung der Forderungsliquidation, der Gewährleistung einer zeitnahen Rechnungsstellung sowie in der Erhöhung der Kundenzufriedenheit durch effiziente Prozessgestaltung (Sure, 2014, S. 27). Bei einer zeitnahen Rechnungsstellung ist es zum Beispiel von Vorteil, wenn die Kundinnen und Kunden ihre Rechnungen möglichst schnell bezahlen, da dies zu einem kleineren DSO führt und somit auch zu einer geringeren Kapitalbindung im Working Capital (Lütolf et al., 2018, S. 585). Bonitätsprüfungen können des Weiteren ebenfalls positive Auswirkungen auf das Working Capital haben (Meyer, 2007, S. 59). Damit in Verbindung können Zahlungsausfälle vermindert und individuelle Kreditlimiten vergeben werden.

Die Reduktion der DSO und damit des Debitorenbestands kann mit folgenden Massnahmen erreicht werden:

BereichMassnahmen
KreditrisikomanagementBonitätsprüfung
VertragsgestaltungVorauszahlungen, Akontozahlungen
RechnungsstellungZeitnahe Rechnungsstellung, Gewährung Skonto
InkassomanagementVerschärfung Mahnwesen, Factoring

(Lütolf et al., 2019, S. 584–589; Sure, 2014, S. 24–51)

Verbindlichkeitsmanagement

Das Verbindlichkeitsmanagement «Purchase-to-Pay» ist ein essenzieller Baustein des Working Capital Managements (Klepzig, 2014, S. 29). Im Rahmen eines geschlossenen Ansatzes zum Management von Verbindlichkeiten sind wichtige Entscheidungs- bzw. Verhandlungsaspekte die Einkaufsbedingungen, die Kosten von Lieferantenkrediten sowie die Methode und der Zeitpunkt der Zahlung an die Lieferanten verbunden mit der übergeordneten Zielsetzung, so viele spontane kostengünstige Finanzierungsmittel wie möglich für die Organisation zur Verfügung zu stellen und in diesem Zuge maximale Zahlungspotenziale entweder in Form möglichst langer Zahlungsziele oder in Form maximaler Skontoausnutzung auszuschöpfen sowie die Lieferantenstruktur im Sinne eines möglichst effizienten Einkaufs zu optimieren (Sure, 2014, S. 53). In Betrachtung einer wertorientierten Unternehmensführung ist es sinnvoll eine möglichst lange Kreditorenfrist anzustreben, denn damit sinkt das gebundene Kapital unter sonst gleichen Bedingungen (Lütolf et al., 2018, S. 589).

Die Reduktion der DPO und damit des Kreditorenbestands kann mit folgenden Massnahmen erreicht werden:

(Video) Katy Perry - Wide Awake (Official Video)

BereichMassnahmen
LieferantenstrategieReduktion Lieferantenzahl
ZahlungsbedingungenStandardisierung und Harmonisierung Zahlungsbedingungen
ZahlungsverhaltenAusnutzung Skonto, Reduktion Zahlungsläufe
GeldverkehrSchnelle und fehlerfreie Zahlungsverbuchung

(Lütolf et al., 2019, S. 589–590; Sure, 2014, S. 51–74)

Lagermanagement

Zu guter Letzt ist das Lagermanagement «Forecast-to-Fulfill» ein bedeutungsvolles Element zur Optimierung des Working Capitals (Klepzig, 2014, S. 29). Das Lager dient zwischen verschiedenen Phasen des Beschaffungs-, des Produktions- und des Vertriebsprozesses als Puffer und erlaubt es der Unternehmung durch Entkoppelung der Phasen Flexibilität hinsichtlich des Zeitpunktes der Beschaffung von Vorräten, der Planung von Produktionsaufträgen sowie der Bedienung fluktuierender Kundennachfrage, absorbiert dadurch allerdings im Gegenzug finanzielle Ressourcen, was zugleich das Erfordernis eines Vorratsmanagements darlegt (Sure, 2014, S. 75). Durch eine Reduktion von Vorräten wird Working Capital freigesetzt und trägt so zu einer Steigerung der Kapitalrendite bei. Im Rahmen der Produktentwicklung sollte zum Beispiel bereits beachtet werden, dass bei der Verwendung mehrerer Varianten eines Produktes die Variantenbildung möglichst spät im Wertschöpfungsprozess erfolgt (Lütolf et al., 2018, S. 591).

Die Reduktion der DIO und damit des Lagerbestands kann mit folgenden Massnahmen erreicht werden:

BereichMassnahmen
AbsatzplanungVerbesserung Nachfrageprognose
EinkaufsmanagementReduktion Lieferantenzahl, Just–in–Time–Konzept
ProduktionsmanagementSpäte Variantenbildung, Standardisierung Produktion
LagermanagementReduktion Sicherheits– oder Pufferbestände
AuslieferungMinimierung Transportwege

(Lütolf et al., 2019, S. 591–592; Sure, 2014, S. 74–107)

Im Rahmen des Working Capital Zyklus gelingt es guten Finanzcontroller/innen entlang der Zeitachse jeweils Verbindlichkeiten, Forderungen und Bestände im Gleichgewicht zu halten (Klepzig, 2014, S. 26). Das Ziel einer wertorientierten Unternehmensführung ist es, dass die Rendite auf dem eingesetzten Kapital den Kapitalkostensatz übersteigt (Lütolf et al., 2018, S. 582). Wie bereits dargelegt kann eine Freisetzung von Working Capital den Unternehmenswert steigern. Nachfolgend eine Übersicht über mögliche Massnahmen des Working Capital Managements in der Abbildung 4.

Abb. 4: Möglichkeiten zur Reduzierung von Working Capital (Klepzig, 2014, S. 36)

Kritische Würdigung

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist das Working Capital Management (WCM) ein Instrument, um in einer Unternehmung die Finanzstruktur effizienter zu gestalten und dient der Optimierung des gebundenen Kapitals (Heesen, 2013, S. 5). Durch eine Freisetzung von Vermögenswerten, welche im Umlaufvermögen gebunden sind, wirkt sich bei einem konstanten Kapitalkostensatz (WACC) der Abbau des Working Capitals wertsteigernd aus (Lütolf et al., 2018, S. 565). Vorteile sind also eine zielgerichtetere Kapitalbindung und ein potenziell höherer Unternehmenswert.

Weitere positive Auswirkungen entstehen auch indirekt wie ein verbessertes Kreditrating bei der Bank oder höhere Kreditlinien bei Lieferanten (PwC, 2017, S. 14). Eine Reduzierung des Working Capital wird insbesondere durch Beherrschung der relevanten Prozesse erreicht, was das WCM nicht nur zu einem finanziellen Tool macht, sondern auch zu einem operativen Instrument im Tagesgeschäft (Klepzig, 2014, S. 7). Das bedeutet folglich jedoch, dass WCM nicht nur unmittelbar im Blickpunkt der Geschäftsführung liegt. Vielmehr sind alle Parteien einzubeziehen, welche im Wertschöpfungsprozess mitwirken. Entlang der innerbetrieblichen Wertschöpfungskette ist aufgabenbedingt aufgrund unterschiedlicher Interessen der Beteiligten mit Konflikten zu rechnen (Klepzig, 2014, S. 21). Für den nachhaltigen Erfolg des WCM ist es entscheidend die unterschiedlichen Interessen im Unternehmen auszubalancieren, indem nicht einzelne Teilprozesse optimiert werden, sondern die Performance des gesamten Unternehmens im Blick behalten wird (Klepzig, 2014, S. 21). So ist ebenfalls auf den Spagat zwischen Lieferfähigkeit und einem möglichst geringen Lager im Sinne des Working Capitals zu achten.

Das WCM hat besonders seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 an Bedeutung gewonnen. Tatsache ist, dass dem WCM in wirtschaftlich guten Zeiten oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Krisenzeiten wie der der Corona-Pandemie wird die Auseinandersetzung mit den Kosten, die aus einem zu hohen Working Capital resultieren, aber nicht nur notwendig, sondern für Unternehmen häufig überlebenswichtig (Wöhrmann et al., 2012, S. 83; Sagner, 2014, Kap. 1). WCM wurde in der Krise oftmals eingesetzt, um innerhalb des Unternehmens verfügbare Liquiditätsreserven freizusetzen (Nevries & Gebhardt, 2013, S. 14). In normalen Zeiten sollte das WCM jedoch eine ebenso hohe Priorität haben, denn es spielt eine wichtige Rolle für die finanzielle Nachhaltigkeit von Unternehmen. Es kann sich nämlich direkt auf die Liquidität, die Rentabilität und die Zahlungsfähigkeit auswirken (Wang, 2020, Kap. 1.2).

(Video) Cock Robin - When Your Heart Is Weak

Lern- und Praxismaterialien

AufgabenFallstudien
  • ABC AG – Working Capital Management
  • Kaffee AG – Working Capital Management
  • Toyworld AG – Working Capital Management

Quellen

Literaturverzeichnis

  • Lütolf, P., Rupp, M., & Birrer, T. K. (2018). Handbuch Finanzmanagement. Bewertungen, Finanzierungen und Risikomanagement im Rahmen der wertorientierten Unternehmensführung. Zürich: NZZ Libro.
  • Lütolf, P., Rupp, M. & Birrer, T. K. (2019). Handbuch Finanzmanagemen. Bewertungen, Finanzierungen und Risikomanagement im Rahmen der wertorientierten Unternehmensführung (2., korrigierte Auflage). NZZ Libro.
  • Meyer, C. (2007). Working Capital und Unternehmenswert. Eine Analyse zum Management der Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (1. Auflage). Deutscher Universitätsverlag.
  • Nevries, P. & Gebhardt, R. (2013). Erfolgsfaktoren des Working Capital Managements. Control Manag Rev 57, 14–25.
  • Passardi, M. & Rupp, M. (2016). Net Working Capital Management In Rechnungslegung und Unternehmenssteuerung. Expert Focus, 16(8), 530–535.
  • PwC (2017). Working Capital Management. Und wie steht es um Ihre Liquidität?.
  • PwC (2019). Annual Global Working Capital Study.
  • Wang, Z., Akbar, M. & Akbar, A. (2020). The Interplay between Working Capital Management and a Firm’s Financial Performance across the Corporate Life Cycle. Sustainability (Basel, Switzerland), 12(4), 1661–.
  • Wöhrmann, A., Knauer, T. & Gefken, J. (2012). Kostenmanagement in Krisenzeiten: Rentabilitätssteigerung durch Working Capital Management? Z Control Manag, 56, 83–88.

Autoren

Florian Estermann, Joel Ettlin, Dario Filliger, Pascal Gabriel

FAQs

How do you control working capital management? ›

4 Tips for Effective Working Capital Management
  1. Reduce inventory and increase inventory turnover. ...
  2. Pay vendors on time and manage debtors effectively. ...
  3. Convert to electronic payables and receivables. ...
  4. Receive adequate financing. ...
  5. Grow your business with well-managed working capital.
Feb 18, 2021

What is meant by controlling of working capital? ›

Working capital management ensures the best utilisation of a business's current assets and liabilities for the company's effective operation. The main aim of managing working capital is to monitor a company's assets and liabilities to maintain adequate cash flow.

What is the ratio for controlling working capital? ›

The working capital ratio is calculated simply by dividing total current assets by total current liabilities. For that reason, it can also be called the current ratio. It is a measure of liquidity, meaning the business's ability to meet its payment obligations as they fall due.

What is the importance of working capital management how should it be controlled? ›

Working capital management is essentially an accounting strategy with a focus on the maintenance of a sufficient balance between a company's current assets and liabilities. An effective working capital management system helps businesses not only cover their financial obligations but also boost their earnings.

What are the control variables for working capital management? ›

Size of the firms, fixed assets ratio and financial debt ratio are control variables.

Why is it difficult to control working capital? ›

Lack of formal structure. It can be difficult to sustain the working capital improvement effort without a formal structure. Few companies have a formal improvement program with clear ownership across the organization, or, worse, they lack the tools and the capabilities to implement such a program.

Why is it important to control working capital? ›

Working capital management can help you avoid cash flow problems that could pose a major financial risk to your business, but it's also crucial to help you grow. When executed well, it can help you achieve a higher rate of return on your capital, increasing profitability, value appreciation, and liquidity all at once.

What are the 4 main components of working capital? ›

A well-run firm manages its short-term debt and current and future operational expenses through its management of working capital, the components of which are inventories, accounts receivable, accounts payable, and cash.

Does working capital control relative size of company? ›

Answer and Explanation: a) Working capital does not control for the relative size of the company. Working capital is found by subtracting current liabilities from current assets and this shows what amount of cash or assets expected to be converted to cash are available once bills are paid.

What is a good working capital cycle? ›

What is a positive Working Capital Cycle? When a company is waiting to receive payment to create available cash, it has a positive Working Capital Cycle. This is normal and the situation most businesses are in because they must balance paying suppliers with producing their product or service, and being paid.

What working capital ratio is too high? ›

A working capital ratio somewhere between 1.2 and 2.0 is commonly considered a positive indication of adequate liquidity and good overall financial health. However, a ratio higher than 2.0 may be interpreted negatively.

What are the 5 elements of working capital management? ›

Working capital management involves balancing movements related to five main items – cash, trade receivables, trade payables, short-term financing, and inventory – to make sure a business possesses adequate resources to operate efficiently.

What is an example of working capital management? ›

What is an example of working capital management? An example of working capital management is computing the Accounts Receivable Turnover Ratio and then computing the day's sales in receivables. Another example is analyzing the change in the working capital ratio from one year to the next.

What are the 3 variables to control? ›

There are three main variables: independent variable, dependent variable and controlled variables.

What are three control variables examples? ›

Other examples of control variables could be the amount of light, duration of the experiment, amount of water, and pot of the plant.

What are the two fundamental issues in working capital management? ›

What are the key challenges associated with working capital management?
  • Lack of real-time data.
  • Poor inventory management.
  • Dealing with multiple stakeholders.
  • Poor investment and borrowing practices.
May 25, 2023

What do working capital management decisions focus on? ›

If your company's assets are encumbered by poor inventory control or accounts payable practices; it's often difficult to grow. Effective working capital management focuses on minimizing the cost of spent capital, while maximizing returns on current investments.

How do you solve working capital problems? ›

These working capital improvement techniques can help.
  1. Shorten Operating Cycles. An increased cash flow generates working capital. ...
  2. Avoid Financing Fixed Assets with Working Capital. ...
  3. Perform Credit Checks on New Customers. ...
  4. Utilize Trade Credit Insurance. ...
  5. Cut Unnecessary Expenses. ...
  6. Reduce Bad Debt. ...
  7. Find Additional Bank Finance.

What are the limitations of working capital management? ›

Limitations of working capital
  • Working capital is always changing. ...
  • Working capital does not consider the underlying types of accounts. ...
  • The value of a company's assets can change quickly, based on forces outside its control.
Aug 1, 2022

What is the conclusion of working capital management? ›

Conclusion. Working capital is significant to keep a business solvent. A positive WC indicates the short-term financial health of a business. A business with a positive WC ratio can meet all its current liabilities and is believed to be financially sound.

How does control affect capital structure? ›

Control: A management that wants outside interference in its operations may not raise funds through equity shares. Equity shareholders have the right to appoint directors, and they also dilute the stake of owners in the company. Some companies may prefer debt instruments to raise funds.

What are 2 strategies for working capital? ›

Broadly, there are three working capital management strategies – conservative, hedging and aggressive.

What are the 8 types of working capital? ›

Types of Working Capital
  • Temporary Working Capital.
  • Permanent Working Capital.
  • Gross & Net Working Capital.
  • Negative Working Capital.
  • Reserve Working Capital.
  • Regular Working Capital.
  • Seasonal Working Capital.
  • Special Working Capital.

What are the three 3 important ratios in managing working capital? ›

Three ratios that are important in working capital management are the working capital ratio (or current ratio), the collection ratio, and the inventory turnover ratio.

What is the formula for working capital management? ›

Working Capital = Current Assets – Current Liabilities

It is a measure of a company's short-term liquidity and is important for performing financial analysis, financial modeling, and managing cash flow. Below is an example balance sheet used to calculate working capital.

What are the principles of working capital? ›

The key principles of working capital

One principle is to maintain a balance between current assets, such as cash, accounts receivable, and inventory, with current liabilities like accounts payable and short-term loans. Another principle is efficient inventory management.

What is healthy working capital? ›

What's a Healthy Working Capital Ratio? Anything in the 1.2 to 2.0 range is considered a healthy working capital ratio. If it drops below 1.0 you're in risky territory, known as negative working capital. With more liabilities than assets, you'd have to sell your current assets to pay off your liabilities.

What is an acceptable level of working capital? ›

Although many factors may affect the size of your working capital line of credit, a rule of thumb is that it shouldn't exceed 10% of your company's revenues.

Is it better to have more working capital or less? ›

A higher working capital ratio usually demonstrates a healthier financial position and a better capacity to repay short-term liabilities with short-term assets.

What is a healthy current ratio? ›

A good current ratio is between 1.2 to 2, which means that the business has 2 times more current assets than liabilities to covers its debts. A current ratio below 1 means that the company doesn't have enough liquid assets to cover its short-term liabilities.

Does high working capital reduce profit? ›

Working capital affects both the liquidity as well as profitability of a business. As the amount of working capital increases, the liquidity of the business increases. However, since current assets offer low return, with the increase in working capital the profitability of the business falls.

Which risk is involved in working capital? ›

Working capital credit risks lead to liquidity problems, which in turn, could result in non-settlement of bank liabilities, suppliers and other creditors.

How can management of working capital be improved? ›

How to improve working capital
  1. Expedite accounts receivable collections. ...
  2. Slow accounts payable outflows. ...
  3. Make use of working capital solutions. ...
  4. Manage inventory more efficiently. ...
  5. Be more selective with your customer base. ...
  6. Improve cash forecasting accuracy. ...
  7. Integrate automation. ...
  8. Limit unnecessary expenditure.
Mar 14, 2023

What are the five techniques of working capital management? ›

5 Working Capital Management Techniques to Use
  • Pay Suppliers on Time. At first, paying bills on time might seem like a backward way of managing working capital since the money is leaving your accounts. ...
  • Monitor and Control Costs. ...
  • Collect Customer Payments Faster. ...
  • Improve Inventory Management. ...
  • Make Smart Financing Decisions.
Jun 12, 2023

What are the challenges to improve working capital? ›

Common working capital issues +
  • To grow your business, as you'll incur costs before you receive cash for your products or services.
  • Lack of visibility on cash and working capital performance across the organisation.
  • Lack of cash awareness across departments and geographies.

What is the core of working capital management? ›

The core of working capital management is tracking cash and cash needs. This involves managing the company's cash flow by forecasting needs, monitoring cash balances, and optimizing cash inflows and outflows to ensure that the company has enough cash to meet its obligations.

What are the three types of working capital management strategies? ›

Broadly, there are three working capital management strategies – conservative, hedging and aggressive. The effectiveness of these three approaches depends on risk and profitability.

What are the 2 types of working capital management? ›

It can be further divided into positive net working capital and negative net working capital. The former is when your company's current assets exceed its current liabilities. On the other hand, negative net working capital is when the liabilities outdo the assets.

How do you improve working capital? ›

Working Capital Improvement Techniques
  1. Shorten Operating Cycles. An increased cash flow generates working capital. ...
  2. Avoid Financing Fixed Assets with Working Capital. ...
  3. Perform Credit Checks on New Customers. ...
  4. Utilize Trade Credit Insurance. ...
  5. Cut Unnecessary Expenses. ...
  6. Reduce Bad Debt. ...
  7. Find Additional Bank Finance.

What are the two major components of a working capital management strategy? ›

The two major components of Working Capital are Current Assets and Current Liabilities. One of the major aspects of an effective working capital management is to have regular analysis of the company's currents assets and liabilities.

What is the primary objective of working capital management? ›

The primary purpose of working capital management is to enable the company to maintain sufficient cash flow to meet its short-term operating costs and short-term debt obligations. A company's working capital is made up of its current assets minus its current liabilities.

What are three working capital examples? ›

There are various sources of working capital, including spontaneous funds such as sundry creditors, bills payable, trade credit, notes payable, and short-term working capital like bills discounting, cash credit, bank OD, commercial paper, and inter-corporate loans and advances.

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Author: Aracelis Kilback

Last Updated: 02/10/2023

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Name: Aracelis Kilback

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